Silvia Cerrella Bauer - Zehn Jahre als Gerichtsdolmetscherin und Justizdolmetscherin - Dolmetschen bei Gericht, Dolmetscherdienst, Zürich, Schweiz

Zehn Jahre Erfahrung im Behörden- und Gerichtsdolmetschen im Kanton Zürich

01.03.2023

Ein Bericht unserer Geschäftsführerin, Silvia Cerrella Bauer, zu ihrem 10-jährigen Jubiläum als akkreditierte Dolmetscherin beim Obergericht des Kantons Zürich.

«Es war 2013, als ich mich entschloss, in die Welt des Gerichtsdolmetschens einzutauchen und den Kurs und die Prüfung an der ZHAW in Winterthur zu absolvieren, die beide in Zusammenarbeit mit der ZHAW und der Fachgruppe Zentrale Sprachdienstleistungen am Obergericht des Kantons Zürich organisiert wurden. Obwohl ich ein Diplom als Konferenzdolmetscherin habe, musste ich wie alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten das gesamte Aufnahmeverfahren durchlaufen, um eine Akkreditierung als Behörden- und Gerichtsdolmetscherin beim Obergericht des Kantons Zürich zu erlangen.

Über 1’100 durchgeführte Dolmetscheinsätze

Ich habe die Akkreditierung für vier Arbeitssprachen erhalten: Spanisch, Italienisch, Französisch und Englisch. Da die Nachfrage nach diesen Sprachen sehr gross ist, konnte ich in den letzten zehn Jahren mehr als 1’100 Aufträge wahrnehmen, obwohl meine Arbeit als Gerichtsdolmetscherin eine Nebentätigkeit zu meiner Haupttätigkeit als Geschäftsführerin meiner eigenen Firma war.

Die Einsätze fanden im ganzen Kanton Zürich statt: auf Polizeiposten, in Gefängnissen, bei Staatsanwaltschaften (z.B. See-Oberland, Zürich-Sihl, Zürich-Limmat, Zürich III), bei der Schlichtungsbehörde, beim Gericht für Mietsachen, bei Friedensrichterämtern, bei Bezirksgerichten (z.B. Zürich, Bülach, Uster, Meilen, Dietikon, Horgen) und nicht zuletzt beim Obergericht des Kantons Zürich.

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Gerichtsdolmetscherin habe ich einige sehr anspruchsvolle Einvernahmen verdolmetscht, bei denen Personen mit den unterschiedlichsten sozialen und ethnischen Hintergründen entweder als Auskunftspersonen, Beschuldigte oder Opfer vernommen wurden. Die Fälle reichten von geringfügigen Verkehrsverstössen und kleinen Delikten wie der Einfuhr verbotener Gegenstände in die Schweiz bis hin zu sehr schweren Straftaten.

In der Regel dauert eine Einvernahme auf der Polizeistation mindestens 1,5 bis 2 Stunden, je nachdem, wie viele Fragen die zuständigen Polizeibeamten der zu vernehmenden Person stellen müssen. In einem Fall dauerte der Einsatz fast acht Stunden, von 18 Uhr bis 3 Uhr morgens. Bei solchen polizeilichen Befragungen sind die Dolmetscherinnen und Dolmetscher gesetzlich verpflichtet, am Ende der Anhörung das gesamte Einvernahmeprotokoll zu übersetzen, und zwar nach der Technik der Ab-Blatt-Übersetzung (auch Stegreifübersetzung genannt). Das bedeutet, dass sie den Ausgangstext laut in die Zielsprache übersetzen, während sie ihn lesen.

Bei den Staatsanwaltschaften war die Palette der Themen ebenso vielfältig wie bei der Polizei. Ich bin im Rahmen meiner Arbeit indirekt mit den unterschiedlichsten Lebenssituationen konfrontiert worden. Dabei bin ich stets unparteiisch und distanziert geblieben und habe meine Pflichten nach den Artikeln 307 und 320 des Schweizerischen Strafgesetzbuches erfüllt. Besonders gerne stelle ich mein Fachwissen in Fällen von Betrug, Veruntreuung, Geldwäsche und Machtmissbrauch zur Verfügung, da Finanzübersetzungen und -verdolmetschungen meinem beruflichen Hintergrund als Finanzübersetzerin und -terminologin genau entsprechen.

Bei Gericht war ich zunächst als Dolmetscherin in Strafverfahren tätig. Im Laufe der Jahre wurde ich immer häufiger zu Zivilverfahren wie Scheidungen oder Eheschutzverfahren hinzugezogen. Dieser Bereich ist zu meinem Spezialgebiet geworden und macht mir viel Spass.

Andere angebotene Dienstleistungen

Neben den Dolmetschaufträgen habe ich auch mehrere Übersetzungsaufträge in meine Muttersprache Spanisch ausgeführt. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Polizeiberichte oder um internationale Rechtshilfeersuchen in Strafsachen.

Abschliessende Bemerkungen

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich bei meiner Tätigkeit als akkreditierte Behörden- und Gerichtsdolmetscherin die Möglichkeit habe, all meine Sprachkenntnisse einzusetzen.

Es ist ein anspruchsvoller Job, der wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist und bei dem Genauigkeit, Respekt, Unparteilichkeit und ein gutes Verständnis für unsere Rolle als Dolmetscherinnen und Dolmetscher zu jeder Zeit und in jeder Situation gefragt sind. Aber wenn man sich in die Routine einarbeitet und Freude an dieser Tätigkeit findet, kann sie durchaus lohnend sein. Es war harte Arbeit, aber es hat auch Spass gemacht, und ich habe in den verschiedenen Settings und Situationen, in denen ich eingesetzt wurde, eine Menge gelernt.

Es ist wichtig, dass wir immer «Distanz» wahren und uns nie zu sehr in die Angelegenheiten einmischen, um die es geht. Gleichzeitig sind absolute Diskretion und Vertraulichkeit von grösster Bedeutung.

Alles, was ich gelernt habe, hat sich auch für mein Unternehmen als sehr nützlich erwiesen, da ich das Fachwissen und die erworbenen Kenntnisse nutzen kann, um meine juristischen Übersetzungs– und Dolmetschleistungen ständig zu verbessern. Meine Kunden wissen es sehr zu schätzen, dass sie sich auf mein umfangreiches Fachwissen und meine praktische Erfahrung verlassen können. Ich freue mich darauf, die Gesellschaft und die Behörden weiterhin mit meinen Dolmetscherdiensten zu unterstützen.»