Terminologie für maschinelles Übersetzen vs. Terminologie zur Pflege der Unternehmenssprache - Neue berufliche Möglichkeiten für Terminologen?

01.11.2021

CB Multilingual hat an dem von textshuttle organisierten Fachtreffen «Terminology integration in machine translation: does it work in practice?», MT MeetUp, am 25. 10.2021 in Zürich teilgenommen.

Systematisches Terminologiemanagement ist sowohl für den Wissenstransfer als auch für die Pflege und den Aufbau eines einheitlichen Unternehmensvokabulars in allen Firmensprachen unerlässlich

Zu diesem Zweck enthalten Terminologiedatenbanken im unternehmerischen Umfeld je nach Situation, Zahl der verwalteten Sprachen und Komplexität der zugrundeliegenden Sachgebiete verschiedene Datenkategorien, um die Begriffe jeweils klar und präzise abgrenzen und definieren zu können. In bestimmten Fällen werden auch andere Metadaten erfasst wie zum Beispiel das Genus, die Wortklasse oder auch Daten zur Kennzeichnung von Projekten, Tochtergesellschaften, Fachthemen usw. Um die Verwendung der Benennungen (d. h. der Termini) deutlich aufzeigen, kann es auch von Nutzen sein, die Terminologie-Einträge mit Kontextsätzen, Anmerkungen oder Verweisen auf andere Terminologie-Inhalte zu versehen. Nur so kann die Terminologie den Ansprüchen ihrer Zielgruppen (Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen, externe Partner und natürlich auch Übersetzer, Lektoren oder andere Sprachexperten) gerecht werden. Zudem ist eine kontinuierliche Aktualisierung der Terminologie-Einträge erforderlich.

In diesem Zusammenhang empfehlen Terminologen, bei der Erfassung der einzelnen Benennungen grundsätzlich eine Quelle anzugeben und keinesfalls auf eine Definition in mindestens einer Sprache zu verzichten. Die in den Ausgangs- und Zieltexten vorhandenen beziehungsweise möglichen sprachlichen Varianten (Benennungsformen) wie zum Beispiel Abkürzungen oder Synonyme sind grundsätzlich ebenfalls anzugeben und mit einem entsprechenden Attribut zu kennzeichnen. Sogar Benennungen, die nicht zu verwenden sind, weil sie beispielsweise entweder nicht zulässig oder veraltet sind, haben in der Terminologiesammlung ihren Platz: Nur so können Redakteure solche Termini frühzeitig erkennen und bei der Verfassung von technischen Inhalten ausschliessen.

Bei der maschinellen Übersetzung (MT) sehen die Ziele der Terminologie anders aus

Die Zielgruppen lassen sich in diesem Kontext auf das MT-System und die Post-Editoren des MT-Outputs einschränken.

Die zum MT Meetup eingeladenen Experten gaben viele Empfehlungen dazu, welche Elemente in einer Terminologiedatenbank das MT-System «verwirren» und deshalb zu vermeiden sind:

  • Synonyme können zu Inkonsistenzen (sprachlichen Unstimmigkeiten) führen,
  • Akronyme können für «merkwürdiges» Output verantwortlich sein,
  • als «bevorzugt» oder «verboten» gekennzeichnete Benennungen werden nicht erkannt,
  • morphologisch komplexe Termini werden mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht korrekt übersetzt.

Zudem verlangsamen umfangreiche Terminologiedatenbanken den MT-Prozess.

Im Grunde genommen – so erklärten die Experten Philipp Ursprung und Janine Aeberhard anlässlich des MT MeetUp – braucht das MT-System für seine Arbeit nur die Benennung, eine Benennungs-ID und einen Sprach-Identifikator («Language Identificator»).

Auf Grundlage dieser Erwägungen wurden einige mögliche Lösungsansätze kurz aufgezeigt wie z. B.

  • das Filtern der Einträge nach Datum, Eintragslänge oder nach Nicht-Vorhandensein von Synonymen oder anderen Benennungsarten,
  • die Datenkennung von relevanten Einträgen,
  • die Verwendung von separaten Terminologiedatenbanken für jedes MT-Projekt,
  • wenn möglich Terminologie automatisch aus Korpora extrahieren und nachbearbeiten lassen (mit «Human Post-Editing»).

Neue Arbeitsgebiete für Terminologen

Der Einsatz von MT geht mit Änderungen in den Arbeitsansätzen des Terminologiemanagements einher. Bei MT liegt der Fokus bei einer benennungsorientierten anstelle einer begriffsorientierten Terminologie, die dem Stand der Technik und Wissenschaft entspricht.

Die Informationen, die ein MT-System aus der Terminologie benötigt, scheinen sich recht deutlich von denen zu unterscheiden, die Übersetzer und andere Terminologie-Zielgruppen brauchen.

Ein/e speziell dazu ausgebildete/r «MT-Terminologe/in» könnte das volle Potenzial der Technologie und der Sprachressourcen effizient einsetzen. Wir sind gespannt, was die neuen Entwicklungen auf diesem Gebiet uns bringen werden.

Für weitere Informationen zu unserer Dienstleistungen im Bereich Terminologiemanagement oder Post-Editing maschineller Übersetzungen, zögern Sie nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen.