Dolmetschausstattung: Mikrofon mit Kabel

Vom Flüstern bis zum Knopf im Ohr – diese Dolmetscharten gibt es

13.06.2022

Ob bei Pressekonferenzen, Verhandlungen oder dem Klassiker Wetten, dass..? – wir alle haben Dolmetscher und Dolmetscherinnen1 schon einmal gesehen, oder besser gesagt gehört. Denn oft arbeiten sie hinter den Kulissen und sind für Zuschauer unsichtbar. Das ist aber nicht immer der Fall: Jedes Setting hat seine eigenen Bedürfnisse und daher auch einen dazu passenden Dolmetschmodus. Was sie auszeichnet, wann sie eingesetzt werden und vor allen Dingen wo – all das möchten wir in diesem Artikel beleuchten.

1In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschliesslich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich aber auf Personen jeden Geschlechts.

Dolmetschen vs. Übersetzen

Beginnen wir mit einem kleinen Irrglauben: Dolmetschen und Übersetzen sind nicht das gleiche. Beim Übersetzen wird Schriftliches von einer Sprache in eine andere übertragen, beim Dolmetschen Mündliches. So kommt es auch, dass nicht jeder Dolmetscher ein Übersetzer ist und nicht jeder Übersetzer ein Dolmetscher. Beide Disziplinen erfordern ihre ganz eigenen, speziellen Fähigkeiten und sogar innerhalb der Disziplinen gibt es Nuancen.

Während die einen Übersetzer bei Finanzübersetzungen mit Zahlen und Sprache jonglieren können, liegen anderen eher die kreativen Inhalte von Websites, Social Media & Co. Genauso vielseitig wie das Übersetzen ist auch das Dolmetschen, denn jeder Einsatz ist individuell.

Simultandolmetschen

Die womöglich bekannteste Dolmetschart (manche nennen sie auch die «Königsdisziplin») ist das Simultandolmetschen. Dabei wird das gesprochene Wort nahezu zeitgleich in eine andere Sprache übertragen. Als Geburtsstunde des Simultandolmetschens gelten die Nürnberger Prozesse von 1945 bis 1946, denn bei dem Kriegsverbrecherprozess herrschte Zeitdruck. Das bis dato vorherrschende Konsekutivdolmetschen hätte jeglichen zeitlichen Rahmen gesprengt.

Bis heute wird Simultandolmetschen immer dann verwendet, wenn die Zuhörer dem Gesagten zeitgleich folgen sollen und/oder mehrere Sprachen zum Einsatz kommen: von Konferenzen bis hin zu Live-Übertragungen von Pressekonferenzen im Fernsehen.

Meistens arbeiten zwei Kollegen miteinander und wechseln sich halbstündlich ab, da diese Form des Dolmetschens enorme Konzentration erfordert. Es geht nicht nur darum, gleichzeitig zu hören und zu sprechen: Das Gesagte muss inhaltlich verstanden werden, die Satzstrukturen beider Sprachen sind für gewöhnlich unterschiedlich und die Referenten können eigene, für die Dolmetscher ungewohnte Akzente haben. Da überrascht es kaum, dass das Simultandolmetschen laut WHO zu den stressigsten Berufen der Welt zählt (Platz 3 hinter Piloten und Fluglotsen).

Konferenz: Simultandolmetschern in der Dolmetschkabine

Möglicher Blick von der Kabine bei einer Konferenz. Quelle: Teemu Paananen – Unsplash

Die verschiedenen Facetten des Simultandolmetschens

Je nach Setting variiert die Technik beim Simultandolmetschen. Meistens werden mobile Kabinen verwendet, die im Konferenzraum selbst platziert werden, damit die Dolmetscher auch Blick auf eventuelle Präsentationen haben. Bewegen sich die Zuhörer von Raum zu Raum, zum Beispiel bei Produktpräsentationen in unterschiedlichen Showrooms, eignen sich sogenannte Personenführungsanlagen (PFA), wie man sie von Reiseleitern oder Museumsführungen kennt.

Muss für wenige Personen gedolmetscht werden, greift man gern auf das sogenannte Flüsterdolmetschen zurück. Dabei nimmt der Dolmetscher zwischen den Personen Platz, für die gedolmetscht werden muss, und flüstert ihnen das Gesagte simultan ins Ohr.

Und last but not least erfreut sich das Remote-Dolmetschen immer grösserer Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, als Präsenz-Konferenzen nicht möglich waren. Vom Home-Office aus finden sich Teilnehmer und Dolmetscher über Videokonferenz-Softwares online zusammen.

Konsekutivdolmetschen

Im Gegensatz zum Simultandolmetschen wird beim Konsekutivdolmetschen das Gesagte zeitversetzt in eine andere Sprache übertragen. Dabei kommt eine spezielle Notizentechnik zum Einsatz, deren Grundsätze während des Studiums erlernt werden. Jeder Dolmetscher entwickelt mit den Jahren seine eigene Notiztechnik und kein Dolmetscher kann die eines anderen lesen. Auch wenn es naheliegt, basiert diese Technik nicht auf Stenografie, denn es wird nicht das Wort notiert, sondern der Sinn. Aufgrund der Geschwindigkeit ist es so gut wie unmöglich, jedes Wort mit zu notieren, weshalb nur Sinneinheiten festgehalten werden. Genaues Zuhören ist das A und O.

Notizentechnik - Konsekutivdolmetschen

Konsekutiv-Notizen einer Podiumsdiskussion zum Thema «München 1972 – 40 Jahre nach den Olympischen Spielen»

Einsatzbereiche des Konsekutivdolmetschens

Hauptsächlich kommt das Konsekutivdolmetschen bei Reden oder Gesprächen zum Einsatz. Dabei wird aber nicht die gesamte Rede vorgetragen und anschliessend verdolmetscht, sondern immer nur kürzere Passagen. Im Wechsel geht es dann zwischen Redner und Dolmetscher hin und her. Die Technik ist dabei sehr überschaubar: Der Dolmetscher braucht lediglich einen Stift und einen Block. Bei längeren Einsätzen kann auch hier mit zwei Kollegen gearbeitet werden.

Verhandlungsdolmetschen

Last but not least gibt es noch das Verhandlungsdolmetschen und wie der Name schon sagt, wird dieser Modus hauptsächlich bei Verhandlungsgesprächen oder Diskussionen angewandt. Die Teilnehmer nehmen am runden Tisch Platz, genauso wie die Dolmetscher. Wie beim Konsekutivdolmetschen wird das Gesagte zeitversetzt und, falls nötig, in Passagen übertragen, damit keine Inhalte verloren gehen. Eine bestimmte Technik wird beim Verhandlungsdolmetschen nicht nötig – auch hier reichen Stift, Papier und genaues Zuhören.

All diese verschiedenen Disziplinen und Facetten fallen unter den Begriff «Konferenzdolmetschen» und wie Sie sehen, ist dieser Bereich ziemlich komplex. «Nur» zwei Sprachen zu sprechen reicht für die Ausübung dieses Berufs nicht aus. Es bedarf eines umfassenden, zielgerichteten Studiums, bei dem die verschiedenen Techniken bis ins kleinste Detail gelernt und geübt, geübt und nochmals geübt werden.

Wenn Sie ein Event planen oder eine Verhandlung ansteht und Sie nicht genau wissen, welche Dolmetschart die beste für Sie ist, setzen Sie sich gern mit uns in Verbindung. Als einer der renommiertesten Sprachdienstleister der Schweiz  bieten wir Dolmetschdienstleistungen an und helfen wir Ihnen gern dabei, die richtige Art, die passende Technik und natürlich die idealen Dolmetscher für Ihr Fachgebiet zu finden.

Denn wir wissen aus erster Hand, worauf es ankommt: Seit vielen Jahren ist unsere Geschäftsführerin Silvia Cerrella Bauer als Dolmetscherin in der Schweiz erfolgreich und freut sich schon darauf, Ihr Event zum Erfolg zu führen.

 

 

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