Junge Frau sitzt am Strand mit Koffer, Laptop und Handy

Internationaler Übersetzertag – von den Anfängen bis heute

30.09.2022

Am 30. September feiern Übersetzer1 weltweit ihren grossen Tag – sozusagen zumindest … denn dann ist Internationaler Übersetzertag aka Hieronymustag.

1In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschliesslich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich aber auf Personen jeden Geschlechts.

Als renommiertes Übersetzungsbüro der Schweiz kennen wir uns aus und möchten Sie heute mit auf eine kleine Zeitreise nehmen. Seit wann gibt es Übersetzungen, wie haben sie sich über die Jahre verändert und welche Mythen ranken sich um diesen Beruf? Dieser Artikel liefert die Antworten auf diese Fragen.

Machen Sie es sich bequem, lehnen Sie sich zurück und tauchen Sie mit uns in die Welt des Übersetzens ein.

Die Anfänge des Übersetzens

In Ägypten und Europa wurden die ersten Schriftstücke entdeckt, die ca. aus dem Jahr 5.300 v. Chr. stammen. Man geht davon aus, dass die ersten Übersetzungen nicht lange auf sich warten liessen, auch wenn die erste nachweislich auf erst 2.500 v. Chr. datiert wird: Bei Ausgrabungen fand man Tontafeln mit zwei- und dreisprachigen Wortlisten – darunter die älteste Form des Schreibens, die sumerische Keilschrift.

Stein mit sumerischer Keilschrift

Quelle: Egor Myznik – Unsplash

Auch im Alten Rom wurden viele Texte beispielsweise aus dem Griechischen übersetzt, unter anderem von Legenden wie Vergil, Horaz und Cicero. Der grösste Übersetzer der Antike war aber Hieronymus (331–420 n. Chr.) – daher auch der alternative Name Hieronymustag. Seine Übersetzung der Bibel ins Lateinische, die sogenannte Vulgata, wurde anschliessend über Jahrhunderte hinweg verwendet.

Wir spulen ein paar Jahrhunderte vor und finden uns im Mittelalter wieder. Zu dieser Zeit bildete die «Schule von Toledo» ein Zentrum für Übersetzungen, wo hauptsächlich arabische Texte ins Lateinische übersetzt wurden. Zu dieser Zeit ging neben Hieronymus ein weiterer Bibelübersetzer in die Geschichte ein: Martin Luther. Seine Version aus dem 16. Jahrhundert hat Sprache nachhaltig geprägt.

Eine Blütezeit erlebt die Übersetzung in der Romantik. Berühmte Dichter und Denker wie Friedrich Schleiermacher, Johann Wolfgang von Goethe und Wilhelm von Humboldt waren selbst Übersetzer und beschäftigten sich ausserdem mit theoretischen Fragen dieser Disziplin.

Von 5.300 v. Chr. bis ins 19. Jahrhundert hat die Übersetzung ganz schön viel erlebt und sich verändert. Die grösste kam aber sicherlich mit den neuen Technologien.

Übersetzen heute

Wo früher noch Wörterbücher und Enzyklopädien gewälzt wurden, finden Übersetzer heute Hilfe in der Online-Welt. Achtung: Damit meinen wir nicht Tools wie den Google Übersetzer, dazu im nächsten Abschnitt aber mehr.

Bild_Bibliothekregal_mit_Büchern

Quelle: Mitchell Luo – Unsplash

Nach einem einschlägigen Studium suchen sich die Absolventen entweder eine Festanstellung in einem Unternehmen mit internationalen Beziehungen, einer Übersetzungsagentur oder Behörden oder stürzen sich ins freiberufliche Dasein.

Durch die Globalisierung besteht in unzähligen Bereichen Übersetzungsbedarf: von Packungsbeilagen über Geschäftsberichte bis hin zu Büchern. Meist spezialisieren sich Übersetzer auf ein paar wenige Fachbereiche, um die speziellen Inhalte nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich genau übertragen zu können.

Wie eine Übersetzung in der Praxis aussieht, hängt von der Textart ab: Eine Wort-für-Wort-Übersetzung ist dabei schon lange passé – der Sinn muss wiedergegeben werden. Manche Zieltexte sind dabei näher an den Quelltext angelehnt (zum Beispiel Medizinübersetzungen), andere bieten wiederum kreativen Spielraum (zum Beispiel bei der Transkreation).

Doch wie wird sich das Übersetzen in den nächsten Jahren entwickeln?

Die Zukunft des Übersetzens

Wie bereits erwähnt sind Online-Softwares wie Google Übersetzer oder DeepL immer weiter auf dem Vormarsch und zugegeben: Sie werden wirklich immer besser. Doch reicht das aus, um den Beruf des Übersetzers obsolet zu machen? Wir sagen ganz klar: Nein!

So gut eine Maschine auch übersetzt, der menschliche Touch ist unabdingbar, bei manchen Texten noch mehr als bei anderen. Und selbst wenn die Übersetzung bereits von einer Maschine vorübersetzt wird, ist es essenziell, dass ein erfahrener Übersetzer noch einmal alles Korrektur liest. Niemand möchte schliesslich, dass in seinem Text ein wichtiger Aspekt verloren geht. Hier lautet das Motto: Sicher ist sicher.

Dass die maschinelle Übersetzung also das Ende des Übersetzers einläutet, ist ein Mythos. Und davon gibt es noch einige … Hier nur ein paar Beispiele.

Drei Mythen über das Übersetzen – wahr oder falsch?

  1. Übersetzer kennen jedes Wort in allen Sprachen

Nachdem ein Übersetzer in einer netten Runde seinen Beruf enthüllt hat, hörte jeder garantiert schon einmal: «Oh cool, was heisst xyz auf Englisch». Ganz so läuft das nicht. Erstens braucht man einen Kontext: Worauf bezieht sich dieses Wort? Und zweitens sind die einen in mehreren Sprachen versiert, andere arbeiten «lediglich» in zwei Sprachen – ihrer Muttersprache und einer weiteren, die sie bis ins Detail erlernt haben. Das heisst aber nicht, dass sie jedes Wort kennen. Ein Professor sagte einmal: «Ein guter Übersetzer kennt nicht jedes Wort, aber er weiss, wo er nachschlagen muss.»

  1. Alle Übersetzer sind auch Dolmetscher

Ganz klar nein. Übersetzen und Dolmetschen werden zwar oft gemeinsam studiert, jedoch schlagen die Studierenden irgendwann einen der zwei Wege ein und bewegen sich hauptsächlich auf diesem. Natürlich gibt es auch Sprachexperten, die als Dolmetscher und Übersetzer tätig sind. Dennoch könnten diese zwei Disziplinen nicht unterschiedlicher sein.

  1. Übersetzer können überall arbeiten

Dieser Mythos stimmt tatsächlich. Die einzigen zwei Voraussetzungen: Laptop und Internet. Dann sind sie in ihrer Arbeitsplatzwahl frei wie ein Vogel.

Junge Frau sitzt am Strand mit Koffer, Laptop und Handy

Quelle: Anastasia Nelen – Unsplash

Wir hoffen, unser kleiner Exkurs in die Welt des Übersetzens hat Ihnen gefallen. Wenn Sie Unterstützung bei Ihren Texten brauchen, melden Sie sich jederzeit gern bei uns. Bis dahin wünschen wir allen Übersetzern und Fans dieses Berufs einen schönen Internationalen Übersetzertag.