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Medizinische Übersetzungen und Begutachtungen: Jedes Wort muss sitzen

15.09.2022

Von Studien bis hin zu Arztberichten, von Begutachtungen bis hin zu Klinikbroschüren oder Anleitungen für medizinische Geräte – medizinische Übersetzungen sind genauso vielfältig wie die Disziplinen der Medizin selbst, wodurch diese Fachübersetzungen ihre eigenen Anforderungen und Besonderheiten mit sich bringen.

Worauf es bei diesen Fachtexten ganz besonders ankommt und was es genau mit medizinischen Begutachtungen auf sich hat, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.

Darauf kommt es bei medizinischen Fachübersetzungen an

Natürlich spielen ein vertraulicher Umgang mit Daten, Fachwissen und ein Auge für Details auch bei anderen Fachtexten wie juristischen Übersetzungen oder Finanzübersetzungen die grösste Rolle. Bei der Übersetzung medizinischer Fachtexte nehmen diese Komponenten aber noch einen höheren Stellenwert ein. Das ergibt Sinn, schliesslich bezieht sich jeder Fachtext aus dem Bereich der Medizin auf die Gesundheit eines Menschen, unser höchstes Gut. So überrascht es nicht, dass die Anforderungen an die Übersetzer1 enorm hoch sind und sich nur die besten Sprachexperten dieser Aufgabe annehmen.

1In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschliesslich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich aber auf Personen jeden Geschlechts.

Sprachliche Fähigkeiten

Um alle Inhalte eines Gutachtens oder einer Studie bis ins kleinste Detail wiedergeben zu können, sind herausragende sprachliche Fähigkeiten auf Muttersprachenniveau vonnöten.

Fachliches Wissen

Wenn sich ein Sprachexperte um die Übersetzung medizinischer Texte kümmert, ist branchenspezifisches Fachwissen ein absolutes Muss. Das bezieht sich nicht nur Allgemein auf Medizin, sondern auf bestimmte Fachbereiche: Die Disziplinen reichen schliesslich von der Neurologie über Allgemeinmedizin bis hin zur Chirurgie und jeder Bereich erfordert unterschiedliche Kenntnisse.

Wer sich in der Gynäkologie auskennt, ist nicht unbedingt versiert in psychiatrischen Belangen oder in der Krebsforschung. Daher darf nur ein Übersetzer eingesetzt werden, der sich zu 100 Prozent mit dem Fachbereich und dessen Vokabular auskennt.

Gründliche Recherche

Die meisten Medizinübersetzer verfügen natürlich über das fachliche Wissen. Nichtsdestotrotz gehört eine gründliche Recherche bei der Übersetzung zum Standardprogramm, sollte es neue Entwicklungen geben oder etwas nicht ganz klar sein. Im Zweifel wird mit dem Kunden Rücksprache gehalten, um auf Nummer Sicher zu gehen.

Ein Auge für Details

Jedes noch so kleine Wort hat bei medizinischen Übersetzungen seine Daseinsberechtigung. Deshalb ist es essenziell, dass keines übersehen oder auch nur leicht abwegig übersetzt wird.

Zur Qualitätssicherung werden medizinische Übersetzungen deshalb nach der Qualitätsnorm DIN EN 15038 bzw. der internationalen Nachfolgenorm ISO 17100:2015 für Übersetzungsdienstleistungen bearbeitet: Die Übersetzung wird von einem fachlich qualifizierten muttersprachlichen Übersetzer angefertigt und durch einen zweiten qualifizierten muttersprachlichen Übersetzer revidiert (4-Augen-Prinzip). Darüber hinaus kann die Übersetzung von weiteren Experten inhaltlich und formell geprüft werden – schliesslich sehen vier oder sogar sechs Augen mehr als zwei.

Arzt verfasst ein Gutachten

Quelle: Romain Vignes – Unsplash

Erst wenn all diese Punkte erfüllt sind, kann eine präzise, inhaltsgetreue und korrekte Übersetzung eines medizinischen Fachtexts sichergestellt werden. Nicht selten kommt es übrigens vor, dass es sich nicht nur um die Übersetzung eines Dokuments handelt, sondern mehrere Übersetzungen zu einem Sachverhalt gehören. Das ist zum Beispiel bei medizinischen Begutachtungen der Fall. Oft kommt einem der Prozess eines medizinischen Gutachtens komplex und langwierig vor. Okay, die Langwierigkeit mag nicht ganz an den Haaren herbeigezogen sein. Die Komplexität lässt sich jedoch leicht aus der Welt schaffen: Im nächsten Teil bringen wir nämlich Licht ins Dunkel.

 

Medizinische Begutachtungen – vom Erstgespräch bis zur finalen Beurteilung

Ein medizinisches Gutachten wird nötig, wenn es um die Beurteilung eines Leistungsanspruchs geht.

Beantragt eine versicherte Person zum Beispiel eine Invalidenrente oder soll ein Patient nach langer Krankheit wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden, beurteilen Sachverständige deren Gesundheitszustand und die damit zusammenhängenden Möglichkeiten. Der Auftrag für eine derartige Begutachtung kommt von Unfall-, Kranken- oder Invalidenversicherungen, von kantonalen IV-Stellen oder von einem Gericht. Die vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) anerkannten medizinischen Gutachterstellen, die sogenannten MEDAS-Stellen, sind für die Bearbeitung dieser Patientendossiers verantwortlich.

Die Sachverständigen, in diesem Fall die Fachärzte, holen alle Auskünfte vom Versicherten bzw. von den behandelnden Ärzten ein, die für die Abklärung des Sachverhalts nötig sind, zum Beispiel wie genau sie gesundheitlich beeinträchtigt sind und wie sich ihr Gesundheitszustand auf die Ausübung ihrer bisherigen oder anderen geeigneten beruflichen Tätigkeit auswirkt.

Sollte der Patient der relevanten Landessprache der Schweiz nicht ausreichend mächtig sein, kommt die Übersetzung der einzelnen ärztlichen Unterlagen ins Spiel. Schliesslich muss der Versicherte bei jedem Schritt des Prozesses wissen, worum es genau geht. In bestimmten Fällen ist auch die Übersetzung der Begutachtungsdokumente erforderlich.

Doch wie genau läuft so eine Begutachtung im Detail ab?

 

Der Weg zu medizinischen Gutachten

Man kann den Prozess einer medizinischen Begutachtung in drei Schritte unterteilen.

Schritt 1 – die Vorbereitung

Zur Vorbereitung dieser spezifischen Texte führen verschiedene Fachärzte Gespräche mit den Exploranden, das heisst den versicherten Personen bzw. den Leistungsbezügern. Dabei kommt es darauf an, ob es sich um eine mono-, bi- oder polydisziplinäre Beurteilung handelt. Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten kann schliesslich mehrere Ursachen haben. Bei einer monodisziplinären Beurteilung kümmert sich lediglich ein Sachverständiger um die Beurteilung. Bi- oder polydisziplinären Gutachten werden hingegen nach dem Zufallsprinzip an Sachverständige in mindestens Zweierteams oder zugelassene Gutachterstellen (MEDAS-Stellen) vergeben.

Wenn Exploranden nicht über ausreichende sprachliche Kenntnisse in der relevanten Sprache verfügen, wird zu so einem Beurteilungsgespräch ein Dolmetscher hinzugezogen. Wie auch der medizinische Übersetzer verfügt dieser über Erfahrung, die erforderlichen Sprachkenntnisse und medizinisches Wissen in der jeweiligen Disziplin.

Schritt 2 – die Beurteilung

Nachdem die Fachärzte alle Angaben gesammelt, Untersuchungen durchgeführt und sich ein Bild von der Situation des Patienten gemacht haben, geben sie eine Beurteilung für ihr Fachgebiet im Hinblick auf die Arbeitsfähigkeit oder Arbeitsunfähigkeit des Versicherten ab, manchmal auch mit einer Empfehlung für das weitere Vorgehen.

Schritt 3 – die konsensuale Gesamtbeurteilung

Bei einer bi- oder polydisziplinären Beurteilung müssen die Fachärzte aller relevanten Disziplinen zusammenkommen und eine konsensuale Gesamtbeurteilung abgeben. In anderen Worten: Sie müssen einen gemeinsamen Nenner finden. Diese Beurteilung wird dann an den Auftraggeber übermittelt, der daraufhin entscheidet, ob der Leistungsanspruch für die Versicherten gegeben ist.

Verdolmetschung beim Begitachtungsgespräch

Quelle: Headway – Unsplash

Natürlich erhält auch der Versicherte die Begutachtungsunterlagen und zwar in der Sprache, die er versteht. Und da genau dieses Dokument über das weitere Leben, die Existenzsicherung und die Arbeitsfähigkeit einer Person entscheidet, ist eine inhaltlich und sprachlich perfekte Übersetzung von grösster Bedeutung.

 

Folgen einer fehlerhaften medizinischen Übersetzung

Wie bereits erwähnt, kann eine falsche Übersetzung, mag sie noch so klein sein, weitreichende Folgen haben.

Im Falle eines medizinischen Gutachtens könnten Versicherte Leistungen nicht erhalten, für die sie laut Gutachten einen Anspruch hätten – sei es finanzielle Unterstützung, weitere Behandlungen oder eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Für Leistungsträger besteht eine ähnliche Gefahr: Bereits ein vergessenes Wort kann dazu führen, dass Leistungen an einen Versicherten bezahlt werden, auf die er eigentlich keinen Anspruch hat.

Doch auch ausserhalb der medizinischen Gutachten können fehlerhafte Übersetzungen medizinischer Dokumente gravierende Folgen haben. Denken wir nur an Ergebnisse einer medizinischen Studie, die durch einen winzigen Übersetzungsfehler verfälscht werden.

Derart wichtige Dokumente sollten daher nur von sprachlichen und fachlichen Experten übersetzt werden, die die oben aufgeführte Anforderungsliste in ihrem beruflichen Repertoire haben. Vertrauen Sie auf Ihr Übersetzungsbüro in Zürich mit den besten Übersetzern der Schweiz und Sie können Ihre medizinischen Dokumente in guten Händen wissen.